Warum man als professioneller Fotograf Blitzfotografie beherrschen muss

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Es gibt viele Themen, die die Fotografiewelt spalten. Blitzfotografie steht wohl ganz weit oben auf dieser Liste. Gegner bemängeln die Lichtqualität, einen unnatürlichen Look und stehen voll und ganz hinter der Echtheit und Authentizität ihrer Fotografie.

Befürworter der Blitzfotografie wissen die Flexibilität und Reproduzierbarkeit besonders zu schätzen. Ein unnatürlicher Look war gestern, es sei denn, er ist gewollt und wird als Stilmittel verwendet. Blitzlicht kann geformt und gesetzt werden, wie es der Fotograf bestimmt und wie es der Auftrag erfordert. Es dient als Werkzeug und ist für viele in der professionellen Ausübung des Berufs nicht wegzudenken.

Aber wer hat denn nun Recht? Kann Blitzlicht überhaupt mit natürlichem Licht mithalten?
Obwohl es hier oft zwei verschiedene Lager gibt, vertrete ich persönlich klipp und klar die Meinung, dass beides seine Berechtigung hat. Es gibt eine Zeit und einen Ort sowohl für die sogenannte "Natural Light Fotografie", als auch für die Blitzfotografie. So sehr ich natürliches Licht liebe, so sehr bin ich auch absolute Befürworterin für den gekonnten Einsatz von Blitzen und könnte meinen Job als Unternehmensfotografin in dieser Form nicht ohne Blitzequipment ausüben.

Begriffserklärung:

“Available Light” oder auch “natural light” sind gängige Begriffe in der Fotografieszene für natürliches Licht, also Sonnenlicht.

Verschiedene Fotografiebereiche erfordern unterschiedliche Skills

Zugegeben, der Titel "Warum man als professioneller Fotograf Blitzfotograf beherrschen muss" ist etwas provokativ, aber dennoch vertrete ich diese Meinung. Selbstverständlich gibt es Fotografiebereiche, in denen der Einsatz von Blitzen nicht unbedingt nötig ist bzw. in denen auch komplett darauf verzichtet wird.

In der Landschaftsfotografie oder der Astrofotografie wird meistens nur mit available light (natürlichem Licht) fotografiert. Natürlich gibt es Ausnahmen, und der Fotograf kann auch hier Blitze gekonnt einsetzen, beispielsweise um ein Objekt oder eine Person im Vordergrund hervorzuheben. Auch in der Street Photography werden Blitze eher seltener verwendet, um einen authentischen Look zu kreieren und die Motive besonders unauffällig abzulichten. Auch in den Bereichen der Portraitfotografie, Hochzeitsfotografie, Dokumentarfotografie, Food Fotografie, Architekturfotografie, Reisefotografie etc. kann auch hauptsächlich nur mit natürlichem Licht fotografiert werden. Wenn man das hier so liest, wirkt es doch so, als könnte man nahezu alles mit natürlichem Licht fotografieren? Wann aber benötigt man denn jetzt nun einen Blitz?

Die Sonne - unsere natürliche Lichtquelle

Wie wir bereits wissen, verändert sich das Tageslicht über den Tag hinweg. Der Verlauf der Sonne wirkt sich auf unsere Fotos aus. Je niedriger die Sonne steht, desto weicher wirkt das Licht, die Schatten werden länger und es entstehen goldene, rötliche oder orangefarbene Töne. Je höher die Sonne steht, um die Mittagszeit herum, desto härter fällt das Licht auf die Landschaft. Kurze Schatten sorgen für harte Kontraste, und Details gehen eher verloren. Im Winter verringert sich die Anzahl der Sonnenstunden und sorgt für ein deutlich kürzeres Zeitfenster an available light. Und was passiert, wenn es den ganzen Tag regnet oder bewölkt ist? Das sind die Herausforderungen der available light Fotografie, die wir nicht steuern können und die uns in der professionellen Ausübung einen Strich durch die Rechnung ziehen können.

Situationen in denen ein Blitz unerlässlich ist

Ich stelle Ihnen nun ein paar Fragen und Sie können diese Szenarien selbst in Ihren Gedanken durchspielen:

Ein klassisches Mitarbeiterportrait im minimalistischen Look.

Szenario 1: Ein Kunde bucht Sie, um Mitarbeiterportraits anzufertigen. Es sollen 25 Personen fotografiert werden. Dem Kunden ist ein einheitlicher und unauffälliger Look wichtig. Alle Personen sollen vor demselben minimalistischen Hintergrund fotografiert werden. Pro Person wird mit ca. 10-15 Minuten gerechnet. Einige Mitarbeiter haben Verspätung. Das Wetter an diesem Tag ist durchwachsen. Mal schaut die Sonne raus, dann ist es wieder bewölkt. Würde man mit nur natürlichem Licht arbeiten, dann könnte man keinen einheitlichen Look gewährleisten. Abgesehen davon, dass es einen großen Unterschied macht, ob man ein Foto macht, während es sonnig ist oder bewölkt, zieht sich dieses Shooting auch über mehrere Stunden, was dafür sorgt, dass sich auch der Sonnenstand ändert und das Ergebnis beeinflusst. Der Outcome ist alles andere als einheitlich, und der Kunde wird nicht zufrieden sein.

Szenario 2: Sie sollen für ein Restaurant Gerichte fotografieren. Der Kunde wünscht sich einen sommerlichen Look. Am liebsten würde er die Gerichte in der Sonne fotografieren, damit die Sommerstimmung perfekt rüberkommt. Das Dilemma: Am besagten Shootingtag ist es bewölkt. Statt eher härterem Licht und Schatten, wie es ein sonniger Tag bewirken würde, weisen die Bilder weiche Schatten durch das diffuse Licht auf, und die Kontraste sind kaum vorhanden. Der Kunde ist enttäuscht, denn er hat sich etwas anderes erwartet und seine Erwartungen zuvor auch klar kommuniziert.

Szenario 3: Sie dürfen eine Hochzeit fotografieren, ein gefundenes Fressen für jeden Available Light Fotografen. Die Zeremonie sollte ursprünglich in einem lichtdurchfluteten Raum stattfinden – kein Problem für Sie! Am Hochzeitstag gibt es eine Planänderung, und man hat Ihnen nichts davon gesagt. Die Zeremonie findet nun doch im stimmungsvollen Gewölbekeller des Schlosses statt. Zu Ihrem Entsetzen stellen Sie fest, dass es bis auf ein paar Spotlichter in den Ecken kein einziges Fenster gibt und die Lichtverhältnisse, gelinde gesagt, unter aller Sau sind. Viel Erfolg dabei, in diesem Setting schöne Fotos ohne Blitz zu produzieren. Nun möchten Sie gerne die Schuld auf die Kunden abschieben, denn diese haben Ihnen nichts davon gesagt und sind sozusagen selbst dafür verantwortlich, dass Sie keine guten Bilder machen konnten. Ich muss Sie enttäuschen; es liegt in Ihrer Verantwortung, auf jede Lichtsituation bestmöglich zu reagieren. Das Paar trifft keine Schuld, denn das Paar weiß nichts über Fotografie und Lichtverhältnisse. Dafür haben Sie schließlich einen Profi gebucht.

Sie sehen schon: Schwierige, unvorhersehbare Lichtverhältnisse, die Erzeugung und Gewährleistung eines bestimmten Looks und Planänderungen erfordern Flexibilität des Fotografen. Deshalb lautet die Lösung in allen oben genannten Szenarien und noch weiteren:

Blitze

Wenn man ein Porträtfoto macht, dann ist es einfach, nur available light zu verwenden. Wenn ich das Ergebnis aber 25 Mal wiederholen muss, dann bin ich auf externe Lichtquellen angewiesen, die ich vollumfänglich steuern kann. Und hier kommen wir zu einem der wichtigsten Vorteile, nämlich der Reproduzierbarkeit.

Reproduzierbarkeit - Gleichbleibend gute Ergebnisse erzielen

Jedes Mal, wenn wir mehrere Bilder im exakt selben Setting mit dem selben Licht fotografieren sollen, sind wir auf externe Lichtquellen angewiesen, um einen einheitlichen Look zu gewährleisten. Das trifft beispielsweise bei Produkten zu, bei Mitarbeiterportraits oder wenn mehrere Gerichte eines Restaurants fotografiert werden sollen. Würden wir uns vom Tageslicht abhängig machen, hätten wir über die Zeitspanne, in der wir unsere Objekte fotografieren, ständig andere Lichtverhältnisse und somit keinen einheitlichen Bildlook.

Nehmen wir einmal an, dass sich das Shooting nicht nur über einen Tag zieht, sondern über mehrere Tage, oder dass ein Kunde jedes Quartal neue Produktfotos benötigt. Nur durch ein durchdachtes und immer gleiches Licht-Setup können wir gleichbleibende Ergebnisse produzieren, unabhängig von der Zeitspanne oder den natürlichen Lichtverhältnissen.

Hier wurde mit natürlichem Licht und Blitzlicht gearbeitet. Das natürliche Licht sorgt für die Erhellung und Atmosphäre des Raumes und das Blitzlicht sorgt für die Akzentuierung des Portraitierten. Ohne aufhellenden Blitz wäre unser Model viel zu dunkel und das Bild wäre nicht gelungen.

Mehr Kontrolle über die Lichtverhältnisse mit zusätzlichem Blitz

Manche Motive erfordern ein Zusammenspiel aus natürlichem Licht und Blitzlicht, um bestimmte Bereiche aufzuhellen. Das natürliche Licht ist das Hauptlicht ("Keylight"), und ein Blitz hilft uns, zu dunkle Bereiche aufzuhellen oder bestimmte Bildbereiche zu akzentuieren. Solche Situationen hat man beispielsweise oft in der Interiorfotografie, in der Reportagefotografie oder in der Portraitfotografie, wenn auch das natürliche Ambiente rund um die Person eingefangen werden soll. Hier sind wir immer noch abhängig vom natürlichen Licht, aber der Einsatz von Blitzen ermöglicht es uns, viel bessere Ergebnisse zu erzielen und eine höhere Bildqualität zu bieten.

Unabhängigkeit von Wetter und Uhrzeit
Durch den ausschließlichen Einsatz von Blitzen, ohne natürliche Lichtquellen zu berücksichtigen, gewinnen wir die vollständige Kontrolle über die Lichtsituation. Dies ist besonders in spezialisierten Bereichen wie der Produktfotografie, der Food-Fotografie oder bei Mitarbeiterportraits enorm wertvoll, da es uns ermöglicht, unsere Arbeit unabhängig von den Schwankungen des Tageslichts und den oft unvorhersehbaren Wetterbedingungen durchzuführen.

Diese Unabhängigkeit erlaubt es uns, zu jeder Uhrzeit zu arbeiten und sicherzustellen, dass jedes Motiv im bestmöglichen Licht abgebildet wird.

Die Anwendung von Blitzlicht ermöglicht nicht nur die präzise Steuerung von Schatten, Highlights und Kontrasten, sondern eröffnet auch die Tür zu einer durchgängig hohen Bildqualität. Diese konsistente Qualität ist ein zentraler Aspekt in der professionellen Fotografie.

Für dieses Bild wurde auf Kundenwunsch, mit Einsatz von Blitzen, ein sommerlicher Look kreiert.

Erzeugung eines Looks

Durch externe Lichtquellen und das zugehörige Know-how können wir jeden erdenklichen Look erzeugen, unabhängig davon, wie die Sonne steht. Es ermöglicht uns eine faszinierende Bandbreite an gestalterischen Möglichkeiten zu schaffen. Wir können eine strahlende Sonne simulieren oder einen atmosphärischen Look mit minimalem Licht und markanten Schatten kreieren. Der Blitz fungiert dabei als kreatives Werkzeug und gibt uns Fotografen die volle Kontrolle über die Beleuchtungssituation.

Der Einsatz von Blitzen kann uns auch dabei helfen, die natürlichen Lichtverhältnisse zu unterstützen und zu verbessern. Wir können beispielsweise Schatten reduzieren, Farbtemperaturen ausgleichen, Bewegungen einfrieren, Catchlights in den Augen erzeugen in der Portraitfotografie oder den Blitz anstatt eines Reflektors zum Aufhellen bei Gegenlicht verwenden, um noch mehr Kontrolle zu haben.

Ein klassisches natural light Portrait. Ebenmäßig ausgeleuchtet erzeugt es einen freundlichen natürlichen Look.

Kreative Effekte

Zusätzliche Lichtquellen eröffnen uns auch unzählige Möglichkeiten, kreative Looks zu erzeugen, die mit natürlichem Licht alleine nicht möglich wären.

In vielen Fällen streben wir danach, ein Bild in einem natürlichen Stil zu präsentieren, wobei ein heller, freundlicher Look angestrebt wird und das Bild gleichmäßig ausgeleuchtet sein soll. Dies kann durch die Nutzung von natürlichem Licht oder durch geschicktes Arbeiten mit Blitzen erreicht werden, um einen authentischen Eindruck zu vermitteln.

Dieses Bild soll bewusst einen dramatischen Look transportieren. Natürlichkeit ist hier nicht relevant.

Dennoch gibt es Momente und Projekte, in denen wir bewusst einen dramatischeren visuellen Ausdruck anstreben. Dabei geht es nicht darum, das Bild "künstlich" im negativen Sinne zu gestalten, sondern vielmehr darum, dem Betrachter etwas Fesselndes und Interessantes zu bieten. Manchmal soll nicht die Natürlichkeit im Vordergrund stehen, sondern die Expressivität.

Für dieses Portrait wurden Farb Gels verwendet um den Dual-Color Look zu erzeugen.

Aufwand und Kosten

Eine Sache kann man ganz bestimmt nicht leugnen, wenn es um Blitzlicht geht, und das ist der Aufwand, der damit verbunden ist. Die richtige Verwendung von Blitzlicht erfordert Kenntnisse über Belichtung und Blitztechniken. Equipment ist teuer und kompliziert. Oft dauert es Monate oder Jahre, bis man die Technik beherrscht und auch über das nötige Equipment verfügt.

Der Begriff "Natural Light Fotograf" hat in der Fotografieszene oft eine gewisse romantisierte Konnotation. Einige Fotografen verwenden ihn, um zu betonen, dass sie sich auf die Nutzung des vorhandenen Tageslichts konzentrieren. Während das eine stilistische Präferenz sein kann und in vielen Fällen absolut nachvollziehbar ist, steckt oft auch die fehlende Erfahrung im Umgang mit Blitzlicht dahinter.

Die Bevorzugung von natürlichem Licht stellt keineswegs eine qualitative Einschränkung dar, solange die Lichtverhältnisse gut sind. Viele großartige Fotografen haben ihre Karrieren auf die Nutzung von Tageslicht aufgebaut und können beeindruckende Ergebnisse erzielen. Natürliches Licht bietet oft eine organische, weiche Ästhetik und kann besonders in bestimmten Genres wie Porträt- und Hochzeitsfotografie oder der Landschaftsfotografie wunderbare Ergebnisse liefern.

Als Landschaftsfotograf dreht sich alles ums Tageslicht. Obwohl es manchmal auch frustrierend sein kann, wenn das Wetter nicht mitspielt, ist es um so belohnender, wenn man das natürliche Lichterspektakel an unvergesslichen Orten einfangen kann.

Trotzdem ist Blitzlicht ein äußerst leistungsstarkes Werkzeug, das in vielen Situationen unerlässlich sein kann. Ein erfahrener Fotograf, der sowohl natürliches Licht als auch Blitzlicht beherrscht, hat die Flexibilität, in unterschiedlichen Umgebungen und unter verschiedenen Bedingungen zu arbeiten. Blitzlicht ermöglicht die gezielte Kontrolle über Schatten, die Aufhellung von Motiven in dunklen Umgebungen und die kreative Manipulation von Licht in vielfältiger Weise.

Ein Hobbyfotograf kann sich seine Motive frei auswählen und sich auch entscheiden, zu welcher Uhrzeit er fotografieren geht. In professionellen Kontexten ist dies nicht immer der Fall. Es gibt Geschäftszeiten, an die man sich halten muss, Verfügbarkeiten von Beteiligten Personen oder Produkten und oft auch eine Timeline, in der alles passieren muss. Oftmals korreliert das alles nicht mit den natürlich gegebenen idealen Fotografiebedingungen. Daher ist es wichtig, dass man als professioneller Fotograf seine Branche kennt und die nötigen Tools beherrscht, um dem Kunden die bestmögliche Leistung zu bieten.

Resümee

Die Frage, die sich am Ende stellt, ist:

“Brauche ich Blitzequipment, um professionell arbeiten zu können?”

Die Antwort lautet: “Kommt darauf an.” Erstens ist der Fotografiebereich ausschlaggebend. Für einen Landschaftsfotografen sieht die Arbeitsrealität ganz anders aus als für einen Hochzeitsfotografen. Während ein Landschaftsfotograf fast ausschließlich mit natürlichem Licht arbeitet, gibt es Situationen für einen Hochzeitsfotografen, in denen er mit einem Blitz bessere Ergebnisse erzielen könnte als ohne. Für einige Einsatzbereiche ist die Arbeit ohne Blitze gänzlich undenkbar. Wer Fotografie professionell anbieten möchte und Vollzeit davon leben möchte, dem bietet die Blitzfotografie eine Unabhängigkeit, die er sonst nicht hätte, und ermöglicht vieles. Unabhängigkeit von äußeren Bedingungen, visuelle Kohärenz, gleichbleibende Qualität und kreative Möglichkeiten sind die ganz klaren Vorteile der Blitzfotografie, und wer davon profitieren möchte, sollte sich definitiv mehr mit dem Thema auseinandersetzen. Also scheut euch nicht und erweitert eure Fotografiekenntnisse. Es wird sich bestimmt bezahlt machen.

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Der ultimative Guide: Wie Sie erfolgreich ein Fotoshooting in Ihrem Unternehmen planen